Die Schule wird seit jeher als Abbild der ganzen Gesellschaft gesehen: Alle großen Entwicklungen, wie z.B. Digitalisierung, Suchtproblematik, Alltagsrassismus, spiegeln sich im Kleinen an den Schulen. Mit unserem Sozialcurriculum versuchen wir den aktuellen gesellschaftlichen Prozessen Rechnung zu tragen und unsere Schülerinnen und Schüler in ihrem Lebensalltag zu unterstützen, v.a. indem wir ihnen dabei die zentralen Kernkompetenzen gemäß den WHO-Richtlinien vermitteln.
Zentrale Kernkompetenzen – Core life-skills gemäß WHO zur Förderung der Lebenskompetenz
(Zitat entnommen von der BZGA)
Unser Ziel ist, dass sie sich kompetent, emanzipiert und kritisch in der Welt von heute zu bewegen vermögen.
Eine Gesamtübersicht über den Kompetenzerwerb und die Wertevermittlung finden Sie im Sozialcurriculum. Ergänzend sind dabei folgende drei Curricula:
Curriculum zur Demokratie-Bildung und Extremismusprävention
Im Rahmen der Veranstaltung „Ankommen in der Schulgemeinschaft“ werden den SuS der 5. Klassen die Leitgedanken der Schule vermittelt.
Dazu zählen eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die Inklusion und eine gewaltfreie Schule, die zusammen die grundlegende Basis für gutes Zusammenleben in der Schulgemeinschaft bilden.
Nicht nur seit der Corona-Krise, sondern schon seit viel längerer Zeit gehören für Kinder und Jugendliche PC, Internet und Smartphone zum normalen Leben dazu. Die sogenannten „digital natives“ wachsen mit digitalen Medien auf und beginnen früh, sich eigenständig mit ihnen zu beschäftigen und deren vielfältige Möglichkeiten für sich zu nutzen.
Hinter all den Chancen verstecken sich jedoch gleichzeitig auch Risiken, und nicht immer haben Erwachsene die Möglichkeit, die Kinder darauf ausreichend vorzubereiten. Zwar kennen sich die Schülerinnen und Schüler sehr gut mit den technischen Voraussetzungen aus, jedoch fehlt es oft an lebenspraktischen (Medien-)Kompetenzen.
Das Projekt„Netzgänger 3.0“, welches seit dem Schuljahr 2020/2021 am Gymnasium Kirchseeon durchgeführt wird, knüpft genau an diesem Punkt an. Ziel ist es, den Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren nicht nur Tipps für eine risikoarme und gesunde Mediennutzung zu geben, sondern auch, Handlungskompetenzen und Alternativen zu vermitteln.
Netzgänger 3.0 ist ein Peer- Projekt. Das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassenstufen zu Multiplikatoren (Peers) in vier verschiedenen Modulen ausgebildet werden: „Smart im Netz“, „Cybermobbing“, „Virtuelle Spielewelten“ und „Soziale Netzwerke“. Ihr Wissen werden sie anschließend in Tutorien an die jüngeren Schüler der 5. und 6. Klassen weitergeben. Während in der 5. Klasse allgemeine Grundlagen vermittelt werden, wird in der 6. Klasse der Schwerpunkt auf das Thema Cyber-Mobbing gelegt.
Ganz allgemein zielt die Verkehrserziehung auf die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zu einer sicheren Teilhabe am Verkehr sowie zu selbstverantwortlicher und altersgerechter Mobilität. Diese schulen ihre motorischen Fähigkeiten sowie ihr antizipatorisches Wahrnehmungs- und Reaktionsvermögen, um als Fußgänger, Radfahrer, Mitfahrer und Benutzer motorisierter Fahrzeuge sowie öffentlicher Verkehrsmittel gefahren-bewusst und verantwortungsvoll zu agieren. Ihr Mobilitätshandeln zeigt Problembewusstsein für ökologische und ökonomische Fragen und Bereitschaft zu Rücksichtnahme und defensivem Verhalten
Ein interessierter Teil der Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe nimmt alljährlich am Programm „DB Schülerbegleiter“ der S-Bahn München teil. Ziel der Ausbildung führt ist es, dass die Jugendlichen bei Fehlverhalten oder Belästigungen anderer Fahrgäste andere Schülerinnen und Schüler direkt ansprechen und positiv auf sie einwirken sollen - während der Fahrt, beim Ein- und Aussteigen und an den Stationen.
Die Schule nimmt alljährlich an der Kampagne „Stadtradeln – Radeln für ein gutes Klima“ teil. Dabei geht es vor allem um die Sensibilisierung bzgl. des Verkehrsmittels Fahrrad, um die Motivation zu dessen Nutzung sowie um die Vermittlung gefährdungsarmer Wegstrecken aus den verschiedenen Richtungen zum Gymnasium Kirchseeon.
Hinsichtlich der Suchtprävention beinhaltet mittlerweile der gymnasiale Lehrplan in den Fächern Biologie, Ethik und Religion sowie Deutsch und Wirtschaft klassenübergreifend von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe viele verschiedene inhaltliche Aspekte, die über die Entstehung und Abläufe von Suchtproblematiken aufklären und Strategien zu deren Vermeidung beleuchten. Speziell in der 8. Klasse ist hierzu ein mehrwöchiger Unterrichtsbaustein im gymnasialen Lehrplan vorgesehen.
Ergänzt werden die Lehrplaninhalte u.a. in der 8. Klasse mit einem Vortrag der Jugendgerichtshilfe des Landkreis Ebersberg, der über rechtlichen Aspekte und Folgen von Besitz, Konsum und Handel von Drogen aufklärt, sowie mit einem speziellen zweistündigen Modul in der 9. Klasse, in dem die Schülerinnen und Schüler mit dem Suchtbeauftragten und den Sozialarbeitern der Schule vorangegangene Inhalte wiederholen und vertiefen können.
Weitere Informationen finden Sie im Suchtcurriculum.
Mobbing ist kein neues Phänomen. Es ist auch in Schulen weit verbreitet, wobei es nicht verwechselt werden darf mit kurzzeitigen Konflikten, Streitereien oder aggressiven Auseinandersetzungen. Mobbing kann eine Bandbreite von Situationen betreffen wie z. B.:
Häufig sind die Erwachsenen ratlos oder schauen weg, während die Opfer die Schuld bei sich selbst suchen und zunehmend in eine soziale Isolation geraten. Lehrkräfte sind meist überrascht, wenn man sie auf Mobbing in einer Klasse anspricht. Denn die Schikanen geschehen oft zu subtil und meist außerhalb des Unterrichts, während der Pausen oder auf dem Schulweg. Je länger Mobbing andauert, umso schwieriger ist es, eine Lösung zu finden und umso sicherer ist die körperliche oder seelische Beeinträchtigung der betroffenen Kinder oder Erwachsenen.
Im Rahmen der Präventionsveranstaltung sollen die Schülerinnen und Schüler darüber informiert werden, welche Auswirkungen Mobbing auf die Betroffenen haben kann, wie sie Mobbinghandlungen entgegentreten können und wo sie sich Hilfe und Unterstützung holen können.
Die Peers aus dem Projekt Netzgänger 3.0, die die Schülerinnen und Schüler bereits aus den Tutorien in der 5. Jahrgangsstufe kennen, werden nun nochmals in die Klassen kommen und das Thema Cyber-Mobbing, auch in Bezug auf soziale Netzwerke, weiter vertiefen.
Sie erarbeiten mit den Schülerinnen und Schülern die besonderen Kommunikationsregeln und -erfordernisse in Social Media und verdeutlichen, dass jeder einzelne in der Klassengemeinschaft die persönliche Mitverantwortung für ein positives Miteinander in Social Media, z.B. dem Klassenchat, trägt.
Essstörungen können in jedem Alter entstehen, aber in der Zeit der Pubertät ist die Gefahr am größten. Kein Wunder: Der Körper, die Gefühle, das Denken – alles ändert sich, alles ist neu. In dieser Zeit ist alles superanstrengend, man wird unsicher und verletzlich, fragt sich wer man ist und wie die anderen einen finden? Dabei hat meist die Clique das Sagen. Abfällige Bemerkungen sowie der Vergleich mit den gängigen Schönheitsidealen können dabei schnell am Selbstbewusstsein nagen und manchmal Auslöser für Essstörungen sein. Aber auch Spannungen in der Familie, Streit oder Trennungen der Eltern, Leistungsdruck oder Stress können zu einem gestörten Essverhalten führen.
Da Essstörungen (Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Heißhungerstörungen) schwere seelische Krankheiten sind, sollen die Schülerinnen und Schüler durch die Präventionsveranstaltung Informationen erhalten, wo die Grenzen zwischen normalem und gestörtem Essverhalten liegen, wie sie die auslösenden Probleme anders bewältigen können und wo sie sich ggf. rechtzeitig Hilfe suchen können.
Die Präventionsveranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Ebersberg durchgeführt.
„Zammgrauft“ bzw. „Pack ma´s“ ist ein vom Polizeipräsidium Bayern initiiertes Sozialtraining zur Konfliktregulierung und Gewaltprävention, das von der Dominik-Brunner-Stiftung und dem BLLV unterstützt wird. Bei dem Projekt geht es vor allem um die angemessene Bewältigung heikler Situationen – vom schwelenden Streit mit dem Banknachbarn bis hin zur bedrohlichen nächtlichen Begegnung am Bahnhof. Immer ist der Fokus des Programms praxisorientiert, stets ist das Ziel die Stärkung sozialer Kompetenz im Alltag der Heranwachsenden. Das Rüstzeug hierfür – Sensibilität, Empathiefähigkeit, Selbstvertrauen und Zivilcourage – wird den 8. Klassen durch geschulte Lehrerinnenund Lehrer vom Gymnasium Kirchseeon in einer ganztägigen Einheit vermittelt.
Bei der Veranstaltung informiert die Jugendgerichtshilfe des Landkreises Ebersberg über ihre Aufgabe, Jugendliche bei Gerichtsverfahren zu unterstützen. Ebenso klärt sie die Jugendlichen auf, welche Bereiche des Rechts (Jugendrecht, Zivil- und Strafrecht, etc.) für sie bereits jetzt oder in Zukunft von Belang sein könnten, u.a. zum Beispiel im Hinblick auf ihre Rechtsansprüche im Bereich der Jugendhilfe oder aber auch über die Konsequenzen im Fall von Mobbing oder Cyber-Mobbing, im Fall von Besitz oder Konsum von Drogen, etc.
HIV ist nach wie vor ein Gesundheitsrisiko in Deutschland, wie das Robert-Koch-Institut mitteilt. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen wird im Jahr 2019 etwa auf 2.600 geschätzt. Dabei stellt HIV nur eine von vielen sexuell übertragbaren Krankheiten dar, vor denen man sich eigentlich leicht schützen kann.
Aus diesem Grund besuchen jedes Jahr die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe die Vorlesung über die Ansteckungsrisiken von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.
Der Leiter der Psychosozialen Beratungsstelle der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, Dr. Stefan Zippel, informiert seit 2003 mit seiner lehrreichen Vorlesung anhand eindrucksvoller Bilder und Fakten über das sensible Thema und den aktuellen Stand der Medizin. Dabei thematisiert er nicht nur die Ansteckungswege mit dem HI-Virus und legt Maßnahmen der AIDS-Prävention dar, sondern übt auch Kritik an unserer Gesellschaft, die HIV-Infizierte mit Ausgrenzung bestrafe. Die Angst vor dieser Ausgrenzung führe dazu, dass mögliche Infizierte ein Test-Ergebnis scheuen, obwohl eine schnelle Behandlung essentiell ist. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit in der Prävention ist es, die Diskriminierung von Minderheiten zu verhindern.
Der Besuch des Präventionsvortrags wird am Gymnasium Kirchseeon seit 2013 einmal pro Jahr für die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe im Rahmen der Familien- und Sexualerziehung angeboten.